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Pfeifeneinbrecher gegen Schützen

Der Leichnam des Wahnsinnigen in Elmsdetten war noch Autopsie, als der Aufruf zu einem Spielverbot für "Killerspiele" wieder vernommen wurde. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Bosbach sagte: "Sollte sich zeigen, dass der 18-jährige Straftäter über einen langen Zeitabschnitt hinweg intensive Arbeit an so genannten Mörderspielen geleistet hat, muss der Bundestag endlich agieren.

"Bayerns Ministerpraesident Edmund Stoiber kuendigte an, er werde wieder eine Aktion zum Verzicht auf Killer-Spiele im Bund einleiten. Killer-Spiele sind in Deutschland untersagt. "Brandenburgs Bundesinnenminister Jörg Schönbohm (CDU) behauptet: "Killerspiele tragen katastrophal zur bedauerlicherweise zunehmenden Bereitschaft, Gewalt anzuwenden und aggressiv zu handeln, bei. Stattdessen belegen die Verbotsaufrufe die Ohnmacht einer Police, deren Wirkung das Privatleben nicht ausreicht.

Aber sie war sich damals nicht ganz klar, was "Killerspiele" waren. In Deutschland ist die politische Zuständigkeit in diesem Bereich sehr gering. Der CDU-Politiker erklärte auf die Frage, er wollte beispielsweise Spielchen untersagen, "in denen die Frau verstümmelt werden kann". Das wußte er offensichtlich nicht: Solche Spielchen waren in Deutschland schon immer untersagt.

Allerdings hat noch nie jemand einen Langzeiteffekt oder gar eine Zunahme der Bereitschaft zur Gewaltanwendung erprobt. Der Befürworter eines Langzeiteffektes argumentiert etwa so: Der Kurzzeiteffekt addiert sich über einen langen Zeithorizont, was zu einer Stumpfheit führen kann. Für einen Tritt müssen immer mehr brutale Partien her. So ging es in den achtziger Jahren um Splatter Horrorfilme, jetzt um Mörderspiele - aber keine Behauptung über ihre vermeintlich verheerende Auswirkung galt als sicher.

"Die komplexen, langfristigen Auswirkungen solcher Mittel lassen sich nicht quantifizieren - zumal sie "die gesamte Bevölkerung unserer Gesellschaft betreffen", sagt Nohr. Genau dieses Selbstbild geht eindeutig aus dem Abschiedsschreiben des Läufers hervor. Ähnlich sollten solche Hollywood-Filme tatsächlich untersagt werden - nicht nur Mörderspiele.

Nohr, Müller-Lietzkow und alle sind sich einig: Brutales Spiel gehört nicht in die Hände von Kindern. Aber diese Spielchen machen Leute nicht zu einem Mörder. Andere Gründe können gefunden werden. Im ARD-Fernsehen sagte der Diplompsychologe und Unfallforscher Christian Lüdke letzte Nacht: "Diese Taeter wählen diese Partien, weil sie sehr gut zu ihren Phantasien und Erfahrungswelten paßten.

Das Spiel selbst ist nicht schädlich. Da nach dem Schul-Massaker 2002 in Erfurt wieder von allen Beteiligten die Forderung nach einem Spielverbot für sogenannte Killer- und Gewaltspiele erhoben wurde, beklagte BDK-Bundesvorsitzender Klaus Jansen am vergangenen Donnerstag in einem ddp-Gespräch. Dabei geht es nicht um "Denunziation, sondern um frühzeitige Anzeichen dafür, dass Außenstehende abrutschen".