Theater
SchauspielhäuserSie eröffnet viele Chancen, soziale und kommunikative Mittel, die im täglichen Leben oft unterdrückt oder vernachlässigt werden, in der verspielten, künstlerischen und theatralischen Auseinandersetzung von Menschen zu aktivieren. Das Theater der Besiegten von Augusto Boal basiert auf zwei Prinzipien: Dabei soll sich das Theater nicht nur mit der Geschichte befassen, sondern auch mit der Gegenwart und ihren Chancen.
Den Inhalt der Kulissen und Stücke entscheidet nicht der Intendant, sondern die Beteiligten, die die inhaltlichen Prioritäten festlegen. Freiheit von alltäglichen Zwängen, Einblick in das eigene Tun, Infragestellen sozialer Unterdrückungsregeln etc. sind wesentliche Ziele in der Gestaltung - sie fliessen in die Technik und Form dieses Teater. Mit dem Forum stheater soll der passive Betrachter aktiviert werden.
Diejenigen, die sich von bestimmten (Konsum-)Rollen im Theater befreien, sind auch in der Lage, sich in vergleichbaren Alltagssituationen mutig zu benehmen. Aus diesem Grund kann sie insbesondere in der (sozial-)pädagogischen und soziotherapeutischen Tätigkeit Anregungen geben, die die kulturell ausgerichtete Lehrpraxis nicht bietet. Modelszenen im Forum Theater werfen auf. Forumstheater ist daher eine (ästhetische) Ausbildung für das zukünftige Vorgehen in explosiven Konfliktsituationen. Das Forumstheater ist ein wichtiger Bestandteil der Foren.
Das Legislativtheater ist eine Fortsetzung des Forumtheaters in der politischen Debatte: In Rio de Janeiro, mit 19 Graswurzelgruppen in den Stadtteilen, wurden rund 60 Legislativvorschläge für den Stadtrat ausgearbeitet, von denen dreizehn unmittelbar umgesetzt wurden. Ein älteres Verfahren ist das nicht sichtbare Theater, das Boal in den 1920er Jahren aus der Theater-Tradition der postrevolutionären Sowjetunion übernahm und adaptierte.
Theateraufführungen werden von Akteuren in der öffentlichen Wahrnehmung (z.B. auf der Strasse, in einem Warenhaus usw.) durchgeführt, ohne dass das Auditorium davon erfährt, dass es sich um eine szenische Veranstaltung auftritt. Das erklärte Anliegen des Invisible Theater ist es, das Auditorium dazu zu bewegen, sich in die Inszenierung zu stören und sich so an der Auseinandersetzung mit dem Thema zu beteiligen (siehe auch: Straßentheater).
Was Boal 1979 am Theater der Weltausstellung in Hamburg mit den Darstellern in Deutschland konkret versuchte, war keine Methodik, sondern ein Misserfolg. Boal, der in den 1970er Jahren vor einer grausamen und unmenschlichen Militärdiktatur in Brasilien geflohen war, konnte die Technologie des unsichtbare Theater eins zu eins auf Europa transferieren, erreichte aber nicht den von ihm gewünschten erhellenden Sinn.
Boal hat in den anschließenden Gesprächen buchstäblich zugegeben, dass "die Mechanismen der Unterdrückung in Deutschland viel zu fein sind, um durch unsichtbares Theater sichtbar zu werden. "Die Technik des unauffälligen Theaterns wird heute unter anderem von der Volxtheater-Karawane eingesetzt. Immer wieder sorgte die Aktion der Vienna Theatre Group für Furore in den Medien, so zum Beispiel die "Biometrischen Messungen", die im Zuge des Festivals der Städte 2003 an Schülerinnen und Schüler des Benediktinischen Gymnasiums in Lambach (OÖ) durchlaufen wurden.
August Boal: Hamlet und der Bäckersohn. The Autobiography, L'Mandelbaum critik & Utopia, Vienna 2013, ISBN 978-3-85476-626-1 Birgit Fritz: Von Revolución to Autoopoiese. In den Fußstapfen von Augusto Boal ins beginnende XXI Jahrhunder. Theater der Entrechteten im Rahmen der Friedensförderung und einer Wahrnehmungsästhetik. Ebdem, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8382-0553-3 Birgit Fritz: EnExActArt - Das autopietische Theater Augusto Boals.
Eine Anleitung zur Übung des Theater der Bedrängten. Ebdem, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8382-0223-5 Henry Thorau: Invisible Theatre. Alexander, Berlin / Köln 2013, ISBN 978-3-89581-276-7 Armin Staffler: Augusto Boal. Oldib-Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-939556-11-4 Sanjoy Ganguly: Forum Theater und Demokratien in Indien, München, Wien, 2011, ISBN 3-854-76605-X. Simon Odierna, Fritz Letsch: Theater macht politisch.
Forum-Theater nach Augusto Boal. SPAK, ISBN 978-3-930830830-38-1 Anne Vogtmann: Augusto Boals Theater der Unterdrückten: Darin: Ein multidisziplinäres Online-Journal, Heilkon, S. 23-34 Helmut Wiegand (Hrsg.): Theater im Dialog: fröhlich, rebellisch und bildhaft. Deutschsprachige und europaweite Bewerbungen des Theater der Verfolgten. ebdem-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-89821-333-1 Daniel Feldhendler: psychodramatisches Theater und Theater der Verfolgten.
Verlagshaus Wilfried Nold, Frankfurt am Main 1992, ISBN 978-3-922220-60-2.